Warum
gehorcht mein Hund mir nicht?
Dem
Hund ist das Wort, das sie ihm gesagt haben, völlig unbekannt. Es wurde mit
diesem Wort niemals ein Kommando für den Hund aufgebaut. Demnach kann ihr Hund
auch darauf nicht reagieren.
Es
kann natürlich auch sein, dass sie zwar versucht haben mit einem bestimmten
Wort dem Hund ein Kommando anzutrainieren, haben es aber nicht richtig
aufgebaut, den Hund mit weiteren Worten völlig zu getextet, er konnte daher
nicht wissen was sie eigentlich wollten. Somit ist er verunsichert und macht
natürlich Fehler.
Wenn
von Seiten des Hundehalters die notwendige Konsequenz in der Kommandogebung
fehlt und der Hund beim ignorieren ihres Wortes nie Folgen zu spüren bekam,
dann wird es auch nichts mit einer gescheiten Ausführung des Kommandos.
Sie
sollten während eines Spiels, nie ein Kommando geben, denn das wird er nicht
ernst nehmen. Kommandos sollten nur im Ernstfall angewandt werden.
Sie
haben es gut mit Ihrem Vierbeiner gemeint und besuchten zum Training einen
Hundeplatz, dort reagierte ihr Hund vorbildlich, sobald sie aber den Platz
verlassen haben, verfällt er in alte Gewohnheiten. Das ist absolut typisch und nennt es –
Placement – Learning. Daher trainiere ich die Hunde eben in gewohnter Umgebung
und nur Hunde wie Rettungshunde die auch Gerätearbeit durchführen müssen,
trainieren auf dem Platz. Andere Hunde dürfen natürlich auch den Platz
benutzen, doch lediglich zur Auslastung und in ganz seltenen Fällen als
Training.
Wenn
Sie ihrem Hund den berühmten Leinenruck anlernen wollten, verursacht dieses bei
ihrem Hund Druck und Zwang. So bald er den Druck spürt wird sich der Hund dem
Halter versuchen zu entziehen, wird verängstigt oder fängt sogar an sich bei
der Ausübung zu unterwerfen.
Was
natürlich absolut in der Hundeerziehung tödlich ist, wenn der Hund Langeweile
mit ihnen verspürt. Oft wird er dann ungehorsam und ringt so nach
Aufmerksamkeit, die er in den meisten Fällen dann ja auch bekommt. Somit haben
sie ihrem Hund beigebracht, wenn du mich wütend machst dann bekomme ich dich
unter meiner Kontrolle und spielt mit ihnen. Was haben sie ihm gelernt, mach
mich wütend – dann habe ich dich unter Kontrolle. Eigentlich sollte es ja
anders herum sein. Oft sieht er als Spielherausforderung auch an und wehe wenn
sie sich darauf einlassen!!
Manchmal
glauben sie bereits zu früh, das Kommando sitzt, dann aber unter Ablenkung
funktioniert es auf einmal nicht mehr. Das bedeutet einfach nur, sie haben
nicht lange genug den Hund in diesem Kommando gefestigt.
Wenn
sie ihrem Hund ein Kommandowort und gleichzeitig ein Handzeichen beigebracht
haben, dann muss es auch stimmig sein. Hunde reagieren auf Zeichen besser als
auf das Wort.
Oft
sind Hundehalter ungehalten und wenn das gerade gerufene Kommando nicht befolgt
wurde, nimmt man einfach ein neues oder schimpft unentwegt Wörter vor sich hin.
Was soll dann der Hund befolgen? Er ist doch total verunsichert. Geben sie
einfach nur dann das gewünschte Kommando, wenn sie fast 100%ig wissen, es
klappt auch. Erst immer überlegen und dann erst handeln.
Hundehalter
geben mit ihrer Körperhaltung dem Hund schon allein ein Kommando. Oft rufen sie
ihn her, aber mit der Gestik – komm mir aber bitte nicht zu nahe, wird der Hund
wieder in Zwiespalt geraten.
Ein
Kommandowort sollte nie für mehrere Dinge verwendet werden. Komm heißt auch nur
komm. Weiter heißt dann auch nur weiter. Sonst wird ihr Hund ständig was
Falsches ausführen.
Es
kann natürlich auch passieren, ihr Hund hat wegen eines starken Autoverkehrs
oder eines starken Regens ihr Kommando nicht gehört. Ignorieren sie es und
geben nacvh gewisser Zeit das gleiche Kommando noch mal an.
Wenn
sie gerade Besuch haben und mehrer den Hund zu sich rufen wollen, wird er
natürlich zu dem gehen, der die bessere Bindung zum Hund hat, oder zu dem der
die bessere Belohnung parat hält. Was würden sie denn an seiner Stelle tun?
Wenn mehrere gleichzeitig nach dem Hund schreien ist er völlig überfordert und
nicht wissen was er nun machen soll. Einer nach dem anderen und es klappt wie
am Schnürchen!
Emotionale
Probleme:
Sie
haben sich noch nicht die Führungsposition beim Hund erarbeitet, vielleicht
waren sie zu unzuverlässig mit den Kommandos, haben den Hund verunsichert.
Natürlich kann es auch sein, dass der Hund sie als unberechenbar ansieht, weil
sie völlig in seinen Augen grundlos ausgerastet sind und ihn somit auch unter
Druck gesetzt haben. So verlieren sie das Vertrauen ihres Hundes. Oder sie
haben ich in eine bedrohliche Lage gebracht als sie ihn herangerufen haben. Mir
ist das mal passiert im Winter. Wir gingen über einen zugefrorenen See. Ich
rief den Hund zu mir, das Eis brach und
der Hund landete im Wasser. Es hat sehr lange gedauert bis er wieder zu mir
Vertrauen gefasst hat und noch länger bis er wieder sich in einen See traute.
Wenn
sie nicht mit Bestimmtheit und einer Gelassenheit ihren Hund davon überzeugen
können, das es Sinn macht auf ihr Kommando zu hören, werden sie es ihm nie so
richtig beibringen können. Der Hund muss sehen, es lohnt sich für mich auf das
Kommando meines Herrchen/Frauchen zu folgen. Oft setzt man Leckerlis ein, was
aber nicht unbedingt sein muss, es geht auch anders.
Ganz
wichtig finde ich es, dass der Hund zu seinem Besitzer eine absolute enge
Bindung aufbaut. Wenn diese Beziehung stimmt, ist es dem Hund absolut wichtig
zu sehen was sie machen. Solche Hunde weichen oft nicht von der Seite ohne in
eine Kommando geschickt zu werden. Selbst ist das Vertrauen zu ihnen dann so
groß, dass sie unbedenklich den Hund mal alleine lassen können.
Oft
sind dem Hund andere Dinge wichtiger. Wenn dann ein Kommando von ihnen kommt
wird es ignoriert, also geben sie erst eins, wenn sie seine Aufmerksamkeit
haben oder sich diese erkämpfen.
Bei
der Motivation liegt die Latte beim Hund sehr hoch. Wenn sie falsche Leckerchen
dabei haben, dann müssen sie sich ganz schnell eine bessere Motivation
einfallen lassen. Zum Beispiel ein Spiel, ein Sprung über einen Baumstamm und
und und...
Oder
das Ganze anders herum. Ihr Hund wird von einer anderen Person gestreichelt,
gefüttert oder ein Artgenosse fordert ihn zum Spiel auf. Auch hier verraucht
jedes Kommando in Schall und Rauch , wenn er nicht absolut aus jeder Situation
abrufbar ist. Also wenn sie wissen, ein Kommando wird ignoriert, ist es doch
ganz einfach man gibt keins oder macht sich so interessant das er von allem
ablässt.
Wenn
der Hund alles was er will hat, einen vollen Futternapf, er bekommt Zuwendung
wenn er es will (Kopf auf Oberschenkel) man spielt mit ihm wenn er es will,
warum soll er dann noch gehorchen, er hat doch alles was er will!
Hundebesitzer
besonders die, wo es der erste Hund ist, neigen dazu den Hund zu überfordern.
Werden oft ungeduldig, wenn es nicht so klappt wie sie es sich vorstellten. Oft
geben sie dann ein Kommando nach dem anderen von sich und sind total verärgert
wenn nichts mehr geht. Der Hund wurde hier mit Worten zugemüllt und verweigert
ihnen dann den Gehorsam. Bei jeglichem Training unter Druck und Zwang wird
jeder Hund versuchen dem aus dem Weg zu gehen. Nötigen sie ihm trotzdem das
Kommando mit Druck ab, wir er sich ihnen immer weiter entziehen oder blockiert
total (sturer Hund).
Besonders
Herrchen nehmen gegenüber dem Hund die Feldwebel Haltung ein. Kommando kommt
mit scharfer Stimme, wo so mancher Schütze A... schon Knieflattern bekäme.
Glauben Sie mir, dem Hund geht es nicht anders. Bleiben sie ruhig und sachlich,
es ist noch kein Meister vom Himmel
gefallen. Ihr Hund wird in so einem Fall auf Abstand bleiben oder mit
eingezogenem Schwanz sich langsam nähern, was hat er denn nur? Ganz einfach –
Angst.

Es
gibt Hunde die haben schon mal unliebsame Bekanntschaft mit einem Auto gemacht
oder mit Artgenossen. Jetzt gehen sie aber an einer sehr belebten Straße
entlang und seine ganze Konzentration gehört den rasenden Autos, jegliches
Kommando wird ignoriert wenn er nicht fest genug in diesen ist. Das gleiche
gilt natürlich auch dann, wenn er mal unliebsame Bekanntschaft mit einem
Artgenossen gemacht hat. Hier kann allerdings der Schuss in zwei Richtungen
gehen. Er wird jeden anpöpeln und versuchen den Machos raushängen zu lassen,
wobei oft der Faktor Angst eine große Rolle spielt. Es kann aber auch sein,
dass er vor lauter Angst das Weite suchen möchte. Hier ist eine fachkundige
Hand gefragt, sie brauche Hilfe.
Es
gibt Situationen da wird der Besitzer bedroht, der Hund geht in den Schutztrieb
und will natürlich helfen. Doch es gibt Situationen, eine solche habe ich mit
meinem Hund Gonzo erlebt, da sitzt der Hund im Auto, verfolgt das Geschehen und
kann nicht helfen. Schlechte Lage für beiden, denn mein Hund geriet so außer
sich, dass er mit seinem Kopf ständig an die Scheiben krachte und ein
Schädeltrauma davon trug. Er wollte, konnte mir aber nicht helfen als ich
überfallen wurde. Seit dieser Zeit leidet er an Epilepsie, verursacht durch
Menschenhand. Ich habe mich nicht von ihm getrennt. Er lebt noch, ist bald 14
Jahre alt und hat das Trauma zwar in den Griff bekommen, aber vergessen kann er
den Menschen nicht der mir das angetan hat. Jede ähnliche Person wird angemotzt
bis ich Entwarnung gebe.

Wenn
sie mit ihrem Hund unterwegs sind, müssen sie mit Begegnungen der Artgenossen
rechnen. Nicht alle Hundebesitzer und deren Hunde kann man kennen. So bald der
Hund einen Kontakt zu seinem Artgenossen aufgenommen hat, wird ihnen ein
Kommando nicht mehr viel bringen, denn nun müsste ihr Hund dem anderen
gegenüber unhöflich sein und seine Beschwichtigungssignale einstellen um ihrem
Kommando zu folgen. Solche Szenarien enden oft in einer sinnlosen Beißerei.
Physiologische
Probleme:
Kommandos
werden oft von hyperaktiven Hunden oder total unkonzentrierten Hunden missachtet.
Hier sollte man daran denken, dass es eine andere als vielleicht angenommene
Ursache sein kann. Gründe dafür können sein, zum Beispiel ein Vitaminmangel,
Schilddrüsenfehlfunktion, Allergien (neurale oft auch durch Futtermittel), zu
viel Fett u.v.m.
Auch
wenn ihr Hund zu aufgeregt ist, wird er kaum eine Kommando befolgen, denken sie
doch mal einfach daran wenn sie von der Arbeit nach Hause kommen, er freut sich
wie ein König und Kommando doch total fehl am Platz. Es gibt da andere Mittel
und Wege.
Leidet
ihr Hund unter ungestillten Bedürfnissen wie Durst, Hunger, Kontakt, Bewegung,
wird ebenfalls ein Kommando kaum erzielt. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht,
meine Hunde erst auszulasten mit Bewegung, denn Futter und alles andere stehen
bei uns auf der Tagesordnung, dann klappt es nachher ganz besonders gut mit dem
Training.
Stellen
sie sich mal vor, es regnet in Strömen und man verlangt von ihnen sich in die
größte Wasserpfütze zu setzen, was würden sie denjenigen der das von ihnen
verlangt heißen, also warum soll das dann ihr Hund tun? Da gibt es aber noch
ganz andere Dinge auf die sich ein Hund nie ohne Drucksetzen bzw. legen würde,
da kommen sie aber sicher selbst drauf.
Wenn
der Hund bisher überwiegend ihre Befehle befolgt hat und verweigert sich ihnen
nun, dann denken sie bitte immer daran, es kann ein körperliches Problem sein.
Untersuchen sie ihn gründlich bevor sie maßlos etwas abverlangen was einfach nicht
geht. Verlangen sie auch keine Dinge die er von seiner Körperstatur oder seinem
Handycap einfach nicht leisten kann.
Es gibt sicherlich noch viel mehr Dinge die man
hier niederschreiben könnte, doch wenn sie erst mal diese befolgen, dann kommen
sie mit Sicherheit alleine auf weitere Wege zum Erfolg.
Bleiben sie mit ihrem Hund ein tolles Team,
zerstören sie nie sein Vertrauen und behandeln sie ihn so, als wäre es die
wichtigste Person für sie , dann kann in der Regel kaum was schief gehen,
vorausgesetzt die Umwelt spielt einem nicht böse mit.
Herzlichst
Ihre
B. Seidel