Dienstag, 22. Mai 2012

Warum gehorcht mein Hund nicht


Warum gehorcht mein Hund mir nicht?

Dem Hund ist das Wort, das sie ihm gesagt haben, völlig unbekannt. Es wurde mit diesem Wort niemals ein Kommando für den Hund aufgebaut. Demnach kann ihr Hund auch darauf nicht reagieren.

Es kann natürlich auch sein, dass sie zwar versucht haben mit einem bestimmten Wort dem Hund ein Kommando anzutrainieren, haben es aber nicht richtig aufgebaut, den Hund mit weiteren Worten völlig zu getextet, er konnte daher nicht wissen was sie eigentlich wollten. Somit ist er verunsichert und macht natürlich Fehler.

Wenn von Seiten des Hundehalters die notwendige Konsequenz in der Kommandogebung fehlt und der Hund beim ignorieren ihres Wortes nie Folgen zu spüren bekam, dann wird es auch nichts mit einer gescheiten Ausführung des Kommandos.

Sie sollten während eines Spiels, nie ein Kommando geben, denn das wird er nicht ernst nehmen. Kommandos sollten nur im Ernstfall angewandt werden.

Sie haben es gut mit Ihrem Vierbeiner gemeint und besuchten zum Training einen Hundeplatz, dort reagierte ihr Hund vorbildlich, sobald sie aber den Platz verlassen haben, verfällt er in alte Gewohnheiten.  Das ist absolut typisch und nennt es – Placement – Learning. Daher trainiere ich die Hunde eben in gewohnter Umgebung und nur Hunde wie Rettungshunde die auch Gerätearbeit durchführen müssen, trainieren auf dem Platz. Andere Hunde dürfen natürlich auch den Platz benutzen, doch lediglich zur Auslastung und in ganz seltenen Fällen als Training.

Wenn Sie ihrem Hund den berühmten Leinenruck anlernen wollten, verursacht dieses bei ihrem Hund Druck und Zwang. So bald er den Druck spürt wird sich der Hund dem Halter versuchen zu entziehen, wird verängstigt oder fängt sogar an sich bei der Ausübung zu unterwerfen.

Was natürlich absolut in der Hundeerziehung tödlich ist, wenn der Hund Langeweile mit ihnen verspürt. Oft wird er dann ungehorsam und ringt so nach Aufmerksamkeit, die er in den meisten Fällen dann ja auch bekommt. Somit haben sie ihrem Hund beigebracht, wenn du mich wütend machst dann bekomme ich dich unter meiner Kontrolle und spielt mit ihnen. Was haben sie ihm gelernt, mach mich wütend – dann habe ich dich unter Kontrolle. Eigentlich sollte es ja anders herum sein. Oft sieht er als Spielherausforderung auch an und wehe wenn sie sich darauf einlassen!!

Manchmal glauben sie bereits zu früh, das Kommando sitzt, dann aber unter Ablenkung funktioniert es auf einmal nicht mehr. Das bedeutet einfach nur, sie haben nicht lange genug den Hund in diesem Kommando gefestigt.

Wenn sie ihrem Hund ein Kommandowort und gleichzeitig ein Handzeichen beigebracht haben, dann muss es auch stimmig sein. Hunde reagieren auf Zeichen besser als auf das Wort.

Oft sind Hundehalter ungehalten und wenn das gerade gerufene Kommando nicht befolgt wurde, nimmt man einfach ein neues oder schimpft unentwegt Wörter vor sich hin. Was soll dann der Hund befolgen? Er ist doch total verunsichert. Geben sie einfach nur dann das gewünschte Kommando, wenn sie fast 100%ig wissen, es klappt auch. Erst immer überlegen und dann erst handeln.

Hundehalter geben mit ihrer Körperhaltung dem Hund schon allein ein Kommando. Oft rufen sie ihn her, aber mit der Gestik – komm mir aber bitte nicht zu nahe, wird der Hund wieder in Zwiespalt geraten.

Ein Kommandowort sollte nie für mehrere Dinge verwendet werden. Komm heißt auch nur komm. Weiter heißt dann auch nur weiter. Sonst wird ihr Hund ständig was Falsches ausführen.


Es kann natürlich auch passieren, ihr Hund hat wegen eines starken Autoverkehrs oder eines starken Regens ihr Kommando nicht gehört. Ignorieren sie es und geben nacvh gewisser Zeit das gleiche Kommando noch mal an.

Wenn sie gerade Besuch haben und mehrer den Hund zu sich rufen wollen, wird er natürlich zu dem gehen, der die bessere Bindung zum Hund hat, oder zu dem der die bessere Belohnung parat hält. Was würden sie denn an seiner Stelle tun? Wenn mehrere gleichzeitig nach dem Hund schreien ist er völlig überfordert und nicht wissen was er nun machen soll. Einer nach dem anderen und es klappt wie am Schnürchen!
 
Emotionale Probleme:

Sie haben sich noch nicht die Führungsposition beim Hund erarbeitet, vielleicht waren sie zu unzuverlässig mit den Kommandos, haben den Hund verunsichert. Natürlich kann es auch sein, dass der Hund sie als unberechenbar ansieht, weil sie völlig in seinen Augen grundlos ausgerastet sind und ihn somit auch unter Druck gesetzt haben. So verlieren sie das Vertrauen ihres Hundes. Oder sie haben ich in eine bedrohliche Lage gebracht als sie ihn herangerufen haben. Mir ist das mal passiert im Winter. Wir gingen über einen zugefrorenen See. Ich rief den Hund  zu mir, das Eis brach und der Hund landete im Wasser. Es hat sehr lange gedauert bis er wieder zu mir Vertrauen gefasst hat und noch länger bis er wieder sich in einen See traute.
 
Wenn sie nicht mit Bestimmtheit und einer Gelassenheit ihren Hund davon überzeugen können, das es Sinn macht auf ihr Kommando zu hören, werden sie es ihm nie so richtig beibringen können. Der Hund muss sehen, es lohnt sich für mich auf das Kommando meines Herrchen/Frauchen zu folgen. Oft setzt man Leckerlis ein, was aber nicht unbedingt sein muss, es geht auch anders.

Ganz wichtig finde ich es, dass der Hund zu seinem Besitzer eine absolute enge Bindung aufbaut. Wenn diese Beziehung stimmt, ist es dem Hund absolut wichtig zu sehen was sie machen. Solche Hunde weichen oft nicht von der Seite ohne in eine Kommando geschickt zu werden. Selbst ist das Vertrauen zu ihnen dann so groß, dass sie unbedenklich den Hund mal alleine lassen können.

Oft sind dem Hund andere Dinge wichtiger. Wenn dann ein Kommando von ihnen kommt wird es ignoriert, also geben sie erst eins, wenn sie seine Aufmerksamkeit haben oder sich diese erkämpfen.


Bei der Motivation liegt die Latte beim Hund sehr hoch. Wenn sie falsche Leckerchen dabei haben, dann müssen sie sich ganz schnell eine bessere Motivation einfallen lassen. Zum Beispiel ein Spiel, ein Sprung über einen Baumstamm und und und...

Oder das Ganze anders herum. Ihr Hund wird von einer anderen Person gestreichelt, gefüttert oder ein Artgenosse fordert ihn zum Spiel auf. Auch hier verraucht jedes Kommando in Schall und Rauch , wenn er nicht absolut aus jeder Situation abrufbar ist. Also wenn sie wissen, ein Kommando wird ignoriert, ist es doch ganz einfach man gibt keins oder macht sich so interessant das er von allem ablässt.

Wenn der Hund alles was er will hat, einen vollen Futternapf, er bekommt Zuwendung wenn er es will (Kopf auf Oberschenkel) man spielt mit ihm wenn er es will, warum soll er dann noch gehorchen, er hat doch alles was er will!

Hundebesitzer besonders die, wo es der erste Hund ist, neigen dazu den Hund zu überfordern. Werden oft ungeduldig, wenn es nicht so klappt wie sie es sich vorstellten. Oft geben sie dann ein Kommando nach dem anderen von sich und sind total verärgert wenn nichts mehr geht. Der Hund wurde hier mit Worten zugemüllt und verweigert ihnen dann den Gehorsam. Bei jeglichem Training unter Druck und Zwang wird jeder Hund versuchen dem aus dem Weg zu gehen. Nötigen sie ihm trotzdem das Kommando mit Druck ab, wir er sich ihnen immer weiter entziehen oder blockiert total (sturer Hund).

Besonders Herrchen nehmen gegenüber dem Hund die Feldwebel Haltung ein. Kommando kommt mit scharfer Stimme, wo so mancher Schütze A... schon Knieflattern bekäme. Glauben Sie mir, dem Hund geht es nicht anders. Bleiben sie ruhig und sachlich, es ist noch kein Meister vom  Himmel gefallen. Ihr Hund wird in so einem Fall auf Abstand bleiben oder mit eingezogenem Schwanz sich langsam nähern, was hat er denn nur? Ganz einfach – Angst.

Es gibt Hunde die haben schon mal unliebsame Bekanntschaft mit einem Auto gemacht oder mit Artgenossen. Jetzt gehen sie aber an einer sehr belebten Straße entlang und seine ganze Konzentration gehört den rasenden Autos, jegliches Kommando wird ignoriert wenn er nicht fest genug in diesen ist. Das gleiche gilt natürlich auch dann, wenn er mal unliebsame Bekanntschaft mit einem Artgenossen gemacht hat. Hier kann allerdings der Schuss in zwei Richtungen gehen. Er wird jeden anpöpeln und versuchen den Machos raushängen zu lassen, wobei oft der Faktor Angst eine große Rolle spielt. Es kann aber auch sein, dass er vor lauter Angst das Weite suchen möchte. Hier ist eine fachkundige Hand gefragt, sie brauche Hilfe.

Es gibt Situationen da wird der Besitzer bedroht, der Hund geht in den Schutztrieb und will natürlich helfen. Doch es gibt Situationen, eine solche habe ich mit meinem Hund Gonzo erlebt, da sitzt der Hund im Auto, verfolgt das Geschehen und kann nicht helfen. Schlechte Lage für beiden, denn mein Hund geriet so außer sich, dass er mit seinem Kopf ständig an die Scheiben krachte und ein Schädeltrauma davon trug. Er wollte, konnte mir aber nicht helfen als ich überfallen wurde. Seit dieser Zeit leidet er an Epilepsie, verursacht durch Menschenhand. Ich habe mich nicht von ihm getrennt. Er lebt noch, ist bald 14 Jahre alt und hat das Trauma zwar in den Griff bekommen, aber vergessen kann er den Menschen nicht der mir das angetan hat. Jede ähnliche Person wird angemotzt bis ich Entwarnung gebe.

Wenn sie mit ihrem Hund unterwegs sind, müssen sie mit Begegnungen der Artgenossen rechnen. Nicht alle Hundebesitzer und deren Hunde kann man kennen. So bald der Hund einen Kontakt zu seinem Artgenossen aufgenommen hat, wird ihnen ein Kommando nicht mehr viel bringen, denn nun müsste ihr Hund dem anderen gegenüber unhöflich sein und seine Beschwichtigungssignale einstellen um ihrem Kommando zu folgen. Solche Szenarien enden oft in einer sinnlosen Beißerei.


Physiologische Probleme:

Kommandos werden oft von hyperaktiven Hunden oder total unkonzentrierten Hunden missachtet. Hier sollte man daran denken, dass es eine andere als vielleicht angenommene Ursache sein kann. Gründe dafür können sein, zum Beispiel ein Vitaminmangel, Schilddrüsenfehlfunktion, Allergien (neurale oft auch durch Futtermittel), zu viel Fett u.v.m.

Auch wenn ihr Hund zu aufgeregt ist, wird er kaum eine Kommando befolgen, denken sie doch mal einfach daran wenn sie von der Arbeit nach Hause kommen, er freut sich wie ein König und Kommando doch total fehl am Platz. Es gibt da andere Mittel und Wege.

Leidet ihr Hund unter ungestillten Bedürfnissen wie Durst, Hunger, Kontakt, Bewegung, wird ebenfalls ein Kommando kaum erzielt. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, meine Hunde erst auszulasten mit Bewegung, denn Futter und alles andere stehen bei uns auf der Tagesordnung, dann klappt es nachher ganz besonders gut mit dem Training.

Stellen sie sich mal vor, es regnet in Strömen und man verlangt von ihnen sich in die größte Wasserpfütze zu setzen, was würden sie denjenigen der das von ihnen verlangt heißen, also warum soll das dann ihr Hund tun? Da gibt es aber noch ganz andere Dinge auf die sich ein Hund nie ohne Drucksetzen bzw. legen würde, da kommen sie aber sicher selbst drauf.

Wenn der Hund bisher überwiegend ihre Befehle befolgt hat und verweigert sich ihnen nun, dann denken sie bitte immer daran, es kann ein körperliches Problem sein. Untersuchen sie ihn gründlich bevor sie maßlos etwas abverlangen was einfach nicht geht. Verlangen sie auch keine Dinge die er von seiner Körperstatur oder seinem Handycap einfach nicht leisten kann.

Es gibt sicherlich noch viel mehr Dinge die man hier niederschreiben könnte, doch wenn sie erst mal diese befolgen, dann kommen sie mit Sicherheit alleine auf weitere Wege zum Erfolg.
Bleiben sie mit ihrem Hund ein tolles Team, zerstören sie nie sein Vertrauen und behandeln sie ihn so, als wäre es die wichtigste Person für sie , dann kann in der Regel kaum was schief gehen, vorausgesetzt die Umwelt spielt einem nicht böse mit.

Herzlichst
Ihre
B. Seidel

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