Wege zur
Entspannung
Skript aus meiner Ausbildungszeit
als Tierheilpraktikerin
als Tierheilpraktikerin
Während
die technische Entwicklung fortschreitet, fühlen sich zugleich immer mehr
Menschen verspannt, erschöpft, überdreht, ausgelaugt und ausgebrannt. Wie ist
das zu erklären? Und wie finden wir aus der dauerhaften Fehlspannung wieder
heraus mit ihren körperlichen Begleiterscheinungen, wie Verkrampfungen,
Schmerzen, Herzkreislaufstörungen, Magenbeschwerden oder Hautreaktionen? Wie
können wir den natürlichen Rhythmus und die Balance von Spannung und
Entspannung wiedergewinnen?
Unsere
psycho-vegetativen Grundprogramme
Menschen
gibt es seit mehreren Millionen Jahren, die Zivilisation seit wenigen Tausend
Jahren. Unsere psycho-vegetativen Programme sind vor allem auf das Überleben in
der Urzeit ausgerichtet.
Um in
der Urzeit zu überleben, galt es in der Begegnung mit wilden Tieren oder
feindlichen Stämmen entweder zu kämpfen oder zu fliehen. Danach gab es längere
natürliche Erholungsphasen für die Nahrungsaufnahme und die Regeneration der
Kräfte. Entsprechend finden wir als ganzheitliche körperlich-seelische
Reaktionen beim Menschen die psychische und physiologische Umschaltung auf die
Programme Kampf, Flucht oder Entspannung (Schlaf,
Verdauung, Sexualität ). Hinzu kommt noch der Sonderzustand: Totstellreflex,
den wir als Schockzustand kennen.
Bei
einem Gefahrensignal, in der Regel einer körperlichen Bedrohung reagierte der
Urzeit-Mensch reflexhaft mit dem Programm Kampf oder Flucht, d.h. der
blitzschnellen Mobilisierung aller körperlichen Reserven für eine körperliche
Auseinandersetzung oder das Weglaufen. Es erfolgt eine Umschaltung in Richtung
verstärkter Wachheit und Psychischer Erregung, Aktivierung der Körpermuskulatur
durch verstärkte Durchblutung, vertiefte Atmung, Ausschüttung von aktivierenden
Hormonen wie Adrenalin, Erweiterung der Pupillen, Erhöhung der Blutfettwerte
(Energiebereitstellung), Heraufsetzung der Blutgerinnung (zum Schutz gegen
Verbluten) und vieles mehr. Nach dem erfolgreichen Kampf oder einer gelungenen
Flucht war der Mensch körperlich erschöpft und der Körper stellte sich
automatisch auf die Erholungsprozesse sowie auf die Nahrungsaufnahme um. Die
Menschen hatten Zeit, um zu ihrem natürlichen Rhythmus zurückzufinden.
Heute
haben wir uns in unserer hochtechnisierten Welt gegenüber körperlichen
Bedrohungen weitgehend geschützt. Körperliche Aktivitäten werden weitgehend von
Maschinen übernommen. Unser Alarmprogramm wird z.B. im Straßenverkehr oder im
Beruf in schneller Folge ausgelöst, während uns zugleich die Möglichkeiten zur
Umsetzung der körperlich bereitgestellten Energien in Bewegung (Kampf oder
Flucht) fehlen. Die Bequemlichkeit macht uns träge. Viele haben eine
Unterspannung in der Muskulatur, so daß sie in Belastungssituationen leicht mit
Verkrampfungen und Fehlregulierungen reagieren. Das wird besonders bei
Rückenbeschwerden aufgrund zu schwacher Rückenmuskulatur deutlich. Angesichts
der fortschreitenden Auflösung der natürlichen Rhythmen wird der bewußte
Ausgleich immer wichtiger. Unsere innere Alarmierung und damit die Anspannung
hängt davon ab, was wir selbst aufgrund unserer persönlichen Geschichte als
Gefahr verstehen, d.h. was wir als Versagen, Blamage, Angriff oder Bedrohung
betrachten.
Oft
finden wir aus dem Kampf- oder Fluchtprogramm nicht wieder heraus und
versuchen, auch die Entspannung, die Verdauung oder die Sexualität zu
erzwingen. Das funktioniert natürlich nicht. Die Entspannung über Medikamente
oder chemische Stoffe wie Alkohol ist kurzfristig wirksam, führt aber langfristig
zu psychischer bzw. körperlicher Abhängigkeit und zum Verkümmern der
Selbsthilfemöglichkeiten. Entspannung geschieht immer dann, wenn es uns
gelingt, das Kampf- oder Fluchtprogramm zu verlassen und loszulassen. Wir
brauchen das Gefühl von Sicherheit und die Befreiung von ängstigenden oder
aktivierenden Gedanken und Bildern. Sollten die Gedanken sehr hartnäckig,
quälend oder bedrängend sein, reicht ein Entspannungstraining allein nicht mehr
aus. Dann ist eine psychotherapeutische Behandlung sinnvoll.
Grundsätzliches
zur Entspannung
Alle
Wege der Entspannung erreichen diesen Vorgang des Ausstiegs aus den
aktivierenden Gedanken und Bildern durch sehr verschiedene Rituale , die uns
ablenken, so daß die Entspannung und Ruhe sich dann von selbst einstellen kann.
Wir wechseln unseren inneren Aktivierungs-Film gegen einen inneren Ruhe- und
Entspannungsfilm. In diesem Sinne kann jede Tätigkeit, die uns durch ihre
gleichförmige, ruhige, vielleicht auch ritualisierte Verrichtung einen Zugang
zur Entspannung verschaffen. Ob es das Joggen, Spazierengehen, Musizieren,
Angeln oder das Lesen ist. All das kann uns zu einem gewissen inneren
Ruhezustand verhelfen.
Tiefere
Entspannungszustände und damit eine erhöhte Erholungswirkung erreichen wir
durch ein systematisches Entspannungstraining. Beim Erlernen der Entspannung.
von der Kassette sind wir uns oft selbst im Weg , wenn wir noch keine
Erfahrungen mit Entspannungstrainings haben. Wir versuchen dann z.B.
vergeblich, uns die Entspannung zu erkämpfen. Daher ist in der Regel die
Einführung in ein Entspannungsverfahren durch einen erfahren Kursleiter nötig,
der dabei hilft die hinderlichen Verhaltensmuster zu überwinden.
Systematische
Entspannungsverfahren
Im Autogenen
Training (AT) lenken wir unsere Aufmerksamkeit von unseren Alltagsgedanken
weg auf unsere Körperempfindungen. Wir spüren z.B. den rechten Arm und
vergegenwärtigen uns das Erlebnis von angenehmer Schwere und Wärme, wie wir es
nach körperlichen Anstrengungen kennen. Das AT leitet den Übenden dazu an, mit
Hilfe verschiedener Formeln, die Aufmerksamkeit auf das Erleben von
Entspannungsempfindungen wie Schwere, Wärme, Ruhe, ruhigem gleichmäßigen Puls,
angenehm warmen Strömen in der Magengegend und Kühle auf der Stirn zu
konzentrieren. Der Erfolg im AT hängt davon ab, wie weit es gelingt,
entspannungsfördernde innere Bilder zu vergegenwärtigen, die Aufmerksamkeit
dabei zu halten und sie durch regelmäßiges Üben "einzugravieren", so
daß die Entspannungsreaktion schließlich reflektorisch erfolgt. Nach dem Erlernen
der Übungen der Grundstufe des AT kann der Übende in der Fortgeschrittenenstufe
des AT durch zusätzliche persönlich zugeschnittene Formeln die Entspannung
differenzieren und vertiefen. In der Oberstufe des AT lernen die Übenden sich
tiefer zu versenken und erwerben in der autogenen Meditation tiefere Einsichten
und Impulse zur Persönlichkeitsentwicklung
Eine
Sonderform des AT stellt das Autogene Training mit Kindern dar. Mithilfe
spielerischer Übungen und anschaulicher Bilder und Suggestionen erhalten die
Kinder einen kindgerechten Zugang zur Entspannung. Das ist ein wichtiges
Gegengift gegen die Angst, Verwirrung und Aggression fördernden Bedingungen,
unter denen Kinder heute aufwachsen: Unsichere und instabile
Familienstrukturen, Droge Fernsehen und Computerspiele sowie
Bewegungsbeschränkungen
Die Progressive
Relaxation (PR) auch bekannt als PROGRESSIVE MUSKELENTSPANNUNG oder
TIEFMUSKEL-ENTSPANNUNGSTRAINING geht einen anderen Weg. Der Übende spannt
nacheinander verschiedene Muskelgruppen deutlich spürbar an und entspannt sie
wieder. Er konzentriert sich auf den Kontrast der Anspannungs- und
Entspannungsempfindungen. Damit hat die innere Wahrnehmung stärkere Reize, um
die Aufmerksamkeit zu binden und die Aktivierungsgedanken hinter sich zu
lassen. Es eignet sich daher besonders gut für die Einführung in die
Enspannungsverfahren sowie zur Reduktion starker innerer Spannungszustände bei
Ängsten, Schlafstörungen oder Schmerzen.
Einen
anderen Weg zur Entspannung stellt die Meditation dar. In den
verschiedenen Formen der Meditation wird die Entspannung durch Überwindung des
sonst ständig fließenden Gedankenstromes erreicht. Wir können uns auf den Atem,
Silben (Mantras) oder Worte (Gebete) oder Gegenstände wie z.B. eine Kerze oder
eine Verrichtung wie das Bogenschießen konzentrieren und erreichen durch die
Gleichförmigkeit, die Regelmäßigkeit des Übens und die Dauer tiefe
Versenkungszustände. Die Meditation kann pragmatisch eingesetzt werden oder
eingebettet in religiöse und spirituelle Systeme der spirituellen Persönlichkeitsentfaltung
dienen. Der Erfolg ist abhängig von der Disziplin, der Fähigkeit, die
abschweifenden Gedanken immer wieder zum Gegenstand der Meditation
zurückzuführen sowie von der Fähigkeit, mit aufsteigenden belastenden
Erlebnissen umzugehen.
In
der Atempädagogik wird der Atem als Spiegel der Verspannungsmuster und
als Mittel zur Lösung genutzt. Die Entspannung kann über geführte Atemübungen
oder das Wiederentdecken und Wiederherstellen des natürlichen Atems erreicht
werden. Es gilt sich auf den Atem einzulassen, wie er von selbst kommt, jede
Manipulation zu vermeiden und diesem "Leitseil" des unverbildeten
Lebendigen zu folgen. Die Arbeit am Atem kann rasch sehr intensiv sein und
tiefe Schichten der Persönlichkeit berühren. Daher ist der Erfolg besonders
abhängig von der Qualifikation und der Persönlichkeit des Atemtherapeuten.
In
der Feldenkrais-Methode wird die Entspannung durch wirksame hundertfach
wiederholte isolierte Bewegungsübungen erzielt, die die Haltung auf der
körperlichen und damit auch auf der psychischen Ebene verändern. Durch
veränderte innere Selbstorganisation werden Spannungsmuster aufgelöst und ein
neues Gleichgewicht ermöglicht. Diese Methode ist sehr wirksam und zeigt unter
kompetenter Anleitung immer wieder überraschende Ergebnisse.
Im Yoga
wird über bestimmte Körperstellungen (Asanas) die Dehnung, die Anregung und
Kräftigung von Körperbereichen, wie Wirbelsäule, Muskeln und Gelenke erreicht
sowie durch die Vermittlung der Yogaatmung und einer entsprechenden
Geisteshaltung ein Zugang zu tiefen Entspannungszuständen geschaffen. Ähnlich
wie die Meditation stellt das YOGA ein umfassendes erfahrungswissenschaftliches
System dar und kann über die Entspannung hinaus auch zur spirituellen
Entwicklung genutzt werden. Die bekannteste Form des YOGA ist im Westen das
HATHA-YOGA.
Das Tai
Chi ist eine Art Bewegungsmeditation mit sanften runden Bewegungen, die dem
Atemrhythmus folgen. Das Qigong ist eine Sammlung von Methoden der
traditionellen chinesischen Medizin zur Förderung leiblich-seelischer Gesundheit.
Dabei werden sanfte Bewegungs- und Atemübungen , Aufmerksamkeitslenkung und
Vorstellungsbildung eingesetzt. Ein Grundgedanke beider Verfahren ist das
Wechselspiel von YIN und YANG als entgegengesetzten Kräften im Körper, die es
ins Gleichgewicht zu bringen gilt. Durch die Harmonisierung der körperlichen
und psychischen Vorgänge wird eine Entspannung und eine Energetisierung
erreicht. In beiden Verfahren wird angestrebt, Blockaden im Fluß der
Lebensenergie (Qi) aufzulösen und sie wieder zum Fließen zu bringen.
Welche
Wege der Entspannung sich für Sie eignen, läßt sich nur durch eigene
Erfahrungen herausfinden. Beim Psychologischen Arbeitskreis für AT & PR
können Sie neben den Merkblättern zu den einzelnen Entspannungsverfahren auch
die Adressen qualifizierter Kursleiter und Therapeuten anfordern.
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