Dienstag, 22. Mai 2012

Immer Ärger mit dem Hundekot

"Viel Ärger mit dem Hundedreck..."

... so oder ähnlich lauten dieser Tage häufig die Schlagzeilen in den Tageszeitungen. Viele Hundehalter

sind verunsichert und fragen sich,

ob ihr Hund zu einer Gefahr für die pflanzenfressenden Nutztiere wird.

Dazu ein Leserbrief von Dr. med vet. Claudia Simon, Tierärtzin, die sich mit dem Thema "Hundekot auf

der Weide gefährdet Kühe", das vermehrt in der Tagespresse behandelt wird, beschäftigt hat.

Frau Dr. Simon hat den für eine Tageszeitung verfassten Leserbrief freundlicher Weise dem animal-learn

Netzwerk zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.

 

"Als Tierärztin finde ich es bedauerlich, dass das Thema Neosporose, durch unzureichende Recherche

des Themas bzw. kommentarloses zitieren des Herrn Dresbach, zur übermäßigen Sensibilisierung gegen

Hundehaltung im Allgemeinen Verwendung findet. So einfach wie von Redakteur des Artikels dargestellt,

ist nämlich die Sache mit der Neosporose nicht. Die Forschung auf dem Gebiet der Neospora canium

Infektion ist keineswegs abgeschlossen. 

 

Richtig ist, dass der Hund 1998 als einer der möglichen Endwirte

für Neospora identifiziert wurde. Füchse, Katzen aber auch Schafe und Ziegen kommen aber ebenso in

Betracht. 

Abschließend Erkenntnisse liegen jedoch bislang nicht vor. Bevor Einführungsgespräch Hund

Endwirt und somit Ausscheider der vermehrungsfähigen Darmform des Parasiten wird, muss er

Körpergewebe, d.h. Fleisch und / oder Nachgeburtsteile eines infizierten Zwischenwirtes (Rind)

aufnehmen. 

 

Die Mehrzahl der Hunde in Deutschland werden mit Dosen- oder Trockenfutter gefüttert,

daher erscheint eine Ansteckung als auch die Weiterverbreitung der Parasiten alleine durch Hunde sehr

fraglich.

Dazu ein Beispiel: ein deutsches Labor untersuchte 11186 Hundekotproben auf Parasiten und fand

gerade 11 (0.09 %) für Neospora verdächtige Proben. Eine Risikofaktorstudie zur Neosporoseinfektion

aus Rheinland-Pfalz, an der sich 1200 Betriebe beteiligten zeigte, dass die eigenen Hofhunde der

Landwirte den bedeutendsten Risikofaktor, gefolgt von der mittleren Temperatur im

Untersuchdungszeitraum und dann erst die Hundedichte.

Rinder infizieren sich zwar nicht bei unmittelbarem Kontakt von Tier zu Tier, können aber die Erkrankung

auf die Kälber im Mutterleib übertragen und sind über den Kontakt zu infizierten Nachgeburtsteilen

anstecken (wie im übrigen auch der Hofhund). Nur so sind die steigenden Durchseuchungsraten zu

erklären. 

 

Zu bemerken ist nebenbei, dass die Neosporose nicht die einzige Erkrankung ist, bei der es zu

Fehlgeburten kommt. Zu nennen sind hier bakterielle Erreger wie Chlamydien, Listerien, Coxiellen,

Salmonellen etc., virale Infektionen wie IBR-IPV, BVDV und eine weitere Parasitose: die

Trichomonasinfektion.

Falsch ist, das die Erkrankung für den Hund harmlos sein soll. Genau wie das Rind kann auch der Hund

als Zwischenwirt von der Gewebeform der Neosporose befallen werden. Dies führt dann zu dramatischen

und zum Teil lebensbedrohenden und sogar tödlich endenden Krankheitsverläufen.

Natürlich ist es verständlich, dass Landwirte in diesen für sie schwierigen Zeiten besonders empfindlich

auf weitere wirtschaftliche Einbussen reagieren. Es dient jedoch weder der Sache noch dem friedlichen

Zusammenleben von Hundehaltern, Landwirten und Nicht-Hundehaltern, wenn mit unvollständigen

Informationen über die Neosporose eine Hysterie geschürt wird, zumal der aktuelle Forschungsstand

eine eindeutige "Schuldzuweisung" noch nicht zulässt."

Dr. Claudia Simon, Reichshof-Denklingen

1 Kommentar: